Hyundai hat mit dem Inster das E-Auto, welches Volkswagen dringend bräuchte

Modern, variabel und gut ausgestattet – Wir stellen den kleinen Koreaner kurz vor.

Der kleine Hyundai Inster von vorn.

Als vor über zehn Jahren die erste große Runde an batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen auf den Markt drängte, schien der Weg zum Wandel geebnet. Unter anderem mit der Renault Zoe, dem Nissan Leaf, dem VW e-up! sowie dem BMW i3 gab es interessante Konzepte. Hyundai zog später mit dem Ioniq nach. Gemeinsam war allen Fahrzeugen die Effizienz und viele dachten, dass schon bald Fahrzeuge das Licht der Welt erblicken würden, die durch ihre Sparsamkeit beeindrucken würden.

Doch die Konzerne sollten vorerst andere Pläne haben. Die E-Autos wurden in der Folgezeit immer größer und schwerer. Die Verbräuche stiegen entsprechend. Es kamen SUVs auf den Markt, die über 80.000 Euro kosteten und trotz gutproportionierten Akkus auf der Autobahn kaum zweihundert Kilometer zurücklegen konnten. Dazu kamen realitätsferne Denkfehler wie beim Jaguar I-Pace, welcher trotz einer 90,2 kWh-Batterie anfangs nur mit einem Einphasenlader ausgestattet wurde. An einer in Deutschland üblichen 16A-Wallbox brauchte ein Vollladung so bis zu dreißig Stunden. Das Interesse an der E-Mobilität ebbte entsprechend ab.

Anders Hyundai-Kia, die schon früh mit Modellen wie dem Ioniq, Kona Elektro, e-Niro sowie e-Soul den Massenmarkt versuchten zu bedienen. Konsequent wurde die Elektrifizierung der Flotte vorangetrieben und so ist es nur logisch, nun mit dem Hyundai Inster in die Kleinwagen-Klasse vorzudringen. Während Volkswagen noch fleißig am ID.2 arbeitet und eventuell zum Ende des Jahres oder Anfang 2026 diesen auf den Markt schieben möchte, bietet Hyundai ab sofort einen vollelektrischen Kleinwagen für unter 25.000 Euro an.

Hyundai Inster von vorn mit den LED-Scheinwerfern
Die markante Front des Hyundai Inster mit den LED-Scheinwerfern. Foto: Hyundai.

„Der INSTER zeigt, dass Erschwinglichkeit, Praktikabilität und moderne Technologie in einem Fahrzeug kombiniert werden können. Mit dem äußerst konkurrenzfähigen Einstiegspreis und der umfangreichen Serienausstattung richten wir uns an ganz neue Kundengruppen, deren Mobilitätserwartung bisher noch selten von Elektroautos abgedeckt wurde.“

Ulrich Mechau President & CEO Hyundai Motor Deutschland

Kompakte Außenmaße wurden mit viel Variabilität kombiniert

Auf gerade einmal 3,83 Meter Länge und nur 1,61 Meter Breite bietet der Inster Platz für vier Personen. Es ist damit der ideale Stadtflitzer für Pflegedienste, Pizzaboten und ebenso für Lieferanten. Denn trotz der geringen Außenmaße bietet der kleine Hyundai erstaunlich viel Raum und Variabilität. So lassen sich zum Beispiel sämtliche Sitze zu einer ebenen Ladefläche umklappen. Wobei der ebenfalls umklappbare Fahrersitz für mich keinen echten Nutzen bietet. Vielleicht hat der Zubehörhandel schon bald eine passende Matratze im Angebot, damit dort die Nacht verbracht werden könnte. Dies wäre jedoch nicht meine Prämisse.

Der Blick von der Heckklappe in den Innenraum richtet sich auf den vielfältigen Möglichkeiten.
Im Hyundai Inster lassen sich sämtlichte Sitze, auch der Fahrersitz, umklappen. Foto: Hyundai.

Abseits der erwähnten gewerblichen Nutzung kann der Inster natürlich auch als Familienkutsche einem den Alltag versüßen. Die hohe Bauform (Höhe 1,58 Meter) in Kombination mit dem Radstand von 2,58 Meter bietet selbst Erwachsenen auf der Rücksitzbank eine bequeme Mitfahrt. Vorteil dabei ist, dass auf den mittleren Sitz verzichtet wurde und so die beiden verbliebenden Plätze gut ausgeformt werden konnten. Diesen Vorteil kennen viele zum Beispiel aus dem BMW i3. Weniger ist da manchmal einfach mehr. Der Kofferraum bietet 280 Liter Raum, welcher bei Bestellung der verschiebbaren Rücksitze bis auf 351 Liter anwachsen kann. Für ein Fahrzeug dieser Größe mehr als reichlich.

Zwei Varianten mit 97 und 115 PS Motorleistung stehen zur Verfügung

Wird der Inster dann in Bewegung gesetzt, spüren die Mitreisenden den üblichen Elektropunch, welcher aufgrund der begrenzten Leistung jedoch ab etwa 50 km/h nachlässt. Für die Stadt sollten die 97 PS der Basisversion jedoch vollkommen ausreichen. Schnelles Einfädeln in den Verkehr und zügige Ampelstarts stellen kein Problem dar. Bis Tempo 100 vergehen jedoch fast zwölf Sekunden und bei 140 Stundenkilometern ist dann ganz Schluss. Der stärkere Antrieb verfügt über 115 PS, mit den der Sprint über eine Sekunde weniger braucht, diese Version ist dann bei 150 km/h abgeregelt. Der Verbrauch wird mit 14,3 bis 15,1 kWh/100 km angegeben.

Beide Varianten verfügen zudem über unterschiedlich große Batterien. Der kleine Motor wurde mit einem 42 kWh-Akku kombiniert, mit dem etwas mehr als dreihundert Kilometer drin sein sollen. Beim 115 PS-Motor ist ein 49 kWh-Akku verbaut, der dann sogar bis zu 350 Kilometer ermöglichen soll. Wie sich das genau verhält, werden die Feedbacks der ersten, echten Nutzer ergeben.

Die aufpreispflichtigen, verschiebbaren Rücksitze bieten viele Möglichkeiten für eine bequeme Reise.
Optional sind die Rücksitze verstell- und verschiebbar. Foto: Hyundai.

Durchschnittliche Ladeleistung, dafür viel Ausstattung

Natürlich darf niemand erwarten, dass im Inster das 800-Volt-Sytem aus dem Ioniq 5 und 6 zum Einsatz kommt. Am Schnelllader sind daher maximal nur 85 kW drin, wodurch sich die Batterien innerhalb einer halben Stunde von zehn auf achtzig Prozent füllen ließen. Nicht beeindruckend, jedoch für die Fahrzeugklasse ausreichend. Beim Wechselstromladen an der öffentlichen Ladesäule oder der heimischen Wallbox sind maximal elf Kilowatt möglich. Für den Preis geht das alles in Ordnung.

Und so kommen wir zu dem wichtigsten Punkt: Was kostet das alles? Der Inster in der Basisvariante (Select, 97 PS, 42 kWh) kostet 23.900 Euro. Für einen Kleinstwagen eine Menge Holz, für eine elektrische Variante ein guter Einstieg. Zudem sind Hyundai-Händler dafür bekannt, bei der Preisgestaltung noch etwas Raum zu haben. Auf den einschlägigen Webseiten im Netz liegt der Tiefstpreis inklusive Überführung aktuell bei rund 21.300 Euro. In dem Preis der Select-Variante sind unter anderem das digitale Cockpit mit 10,3 Zoll, der mittige 10,3-Zoll-Touchscrenn mit Navigationssystem, die Klimaautomatik, das Lederlenkrad mit Schaltwippen für die Rekuperation sowie Over-the-Air-Updates mit dabei.

Zu sehen ist der Innenraum des Hyundai Inster mit den zwei Bildschirmen, dem Lederlenkrad sowie der Klimaautomatik.
Der Innenraum verfügt serienmäßig über zwei Bildschirme und ein Lederlenkrad mit Schaltwippen. Foto: Hyundai.

Die Top-Version Prime verfügt über den großen Motor mit 115 PS sowie den größeren Akku mit 49 kWh. In dieser ist die Wärmepumpe und das Batterieheizsystem mit dabei (ansonsten 1.000 Euro extra). Dazu gehören auch die Assistenzsysteme, welche eine 360-Grad-Kamera, eine Einparkhilfe hinten mit Notbremsfunktion, einen Totwinkelwarner mit Monitoranzeige sowie einen Ausstiegswarner und Querverkehrsassistent bieten. LED-Scheinwerfer, Privacy-Verglasung hinten, Ambientelicht und zwei zusätzliche Lautsprecher (sechs statt vier) runden diese Variante ab. Der Prime steht mit 30.100 Euro in der Liste. Dies ließe sich noch durch eine Metallic-Lackierung (570 bis 770 Euro), das Vehicle-To-Load-Paket (V2L, 500 Euro), das Glasschiebedach (600 Euro) und den digitalen Fahrzeugschlüssel (250 Euro) auf bis zu 32.220 Euro erhöhen. Für das Vollpaket sind Im Netz dazu aktuell Angebote inklusive Überführung von 28.900 Euro zu finden. Gesehen an der Ausstattung dürfte dies für viele interessant sein.

Motor/AkkuPaketPreis
97 PS/42 kWhSelect23.900 Euro
97 PS/42 kWhTrend25.900 Euro
115 PS/49 kWhSelect25.400 Euro
115 PS/49 kWhTrend27.400 Euro
115 PS/49 kWhCross29.100 Euro
115 PS/49 kWhPrime30.100 Euro

Fazit

Der Einstieg in die Elektromobilität wird immer einfacher. Der Hyundai Inster bietet ein variables Nutzungskonzept auf kleinem Raum zu einem fairen Preis. Wer viel in der Stadt und auf der Landstraße unterwegs ist, findet in dem kleinen Asiaten einen pfiffigen Begleiter. Als Reisefahrzeug ist der Inster nur bedingt geeignet, doch auch mit dem Verbrenner-Pendant i10 dürften nicht allzu viele Familien die Reise in den Sommerurlaub antreten. Dafür gibt es andere Fahrzeuge. Damit die Sorgenfalten klein bleiben, gibt Hyundai auf den Inster fünf Jahre Fahrzeuggarantie ohne Kilometerbegrenzung sowie acht Jahre Garantie auf die Batterie (bis 160.000 Kilometer).

Von hinten fällt auf, wie schmal der Inster ist. Das Heck ist durch die markanten Rückleuchten sehr auffällig.
Die Rückansicht mit den auffälligen Heckleuchten. Foto: Hyundai.
Stephan Trosien
Über Stephan Trosien 20 Artikel
Gelernter Kfz-Mechaniker und Technikfan, der seine Leidenschaften mit dem Fahren von E-Autos kombiniert.

5 Kommentare

  1. Der Wagen ist ein Gamechanger, da denn sich eine breitere Gruppe leisten kann, ohne groß auf etwas verzichten zu müssen. Interessant dürfte auch das Schwestermodell Kia EV2 werden. Meist ist der baugleiche Kia noch etwas günstiger.

    • Der Kia EV2 kommt mit Sicherheit noch kastiger daher, das verraten die ersten Fotos. Ich würde mir ja eher flachere Kleinwagen wünschen. Wahrscheinlich passt das aber mit den Akkus nicht.

  2. Wenn man den aktuell günstigsten Preis von 21.300 Euro der Basisvariante mit einem i10 mit 79 PS und Klimaautomatik vergleicht, ist der Abstand gar nicht mehr so groß. Mit Rabatten werden 17.600 Euro für den Verbrenner fällig, als Automatik wären es sogar 18.300 Euro. Als Stadtauto ist das E-Mobil mit Sicherheit eine sehr gute Alternative. Mir gefällt vor allem der Innenraum des Inster. Von außen finde ich den i10 sportlicher. Vor allem mit dem N-Line-Paket. Der Inster ist mir da etwas zu hoch geraten und erinnert mich an den Suzuki Ignis.

    • Ich würde den nicht nur in der Innenstadt fahren. Ein schickes Einstiegsauto der Inster geworden. Ich bin da echt gespannt, ob der schon bald in größer Zahl über unsere Straßen rollen wird.

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